Montag, 28. November 2016

Mendoza - Agua del Toro - Malargüe

Erst nach der Fahrt aus Mendoza hinaus sahen wir die riesigen Rebberge mit den Bodegas. Die Reben wachsen hier nur dank Bewässerung. Hier scheint die Sonne fast an 300 Tagen pro Jahr und Regen fällt nur wenig. Wo nicht bewässert wird, befindet sich Trockensteppe. In der Provinz Mendoza werden über 60% des Weines ganz Argentiniens angebaut. Besonders schön präsentierten sich hinter den grünen Rebbergen die frisch verschneiten Berge der Andenkette. Die starken Schneefälle bis auf eine Höhe von ca. 2000 Metern sind hier für den Frühling ungewöhlich. Einige ganzjährig geöffneten Strassenpässe mussten vorübergehend gesperrt werden, bis der Schnee geräumt war.
In Pareditas war für uns lange nicht klar, welche Strasse wir nehmen wollten. Um die Möglichkeiten besser abwägen zu können, fragten wir bei der Tankstelle eine Frau nach dem Strassenzustand der Ruta 40, welche gerade erneuert wird. Sie meinte, es fehlen nur noch 40 Kilometer, welche nicht geteert seien. Da wir bereits aus Erfahrung wussten, dass man auf eine einzelne Aussage nicht vertrauen kann, fragten wir ebenfalls bei der Policia Rural nach. Die Polizistin gab uns die Auskunft, dass noch 80 Kilometer ungeteert und in schlechtem Zustand seien. Bei zwei so unterschiedlichen Antworten fragt man am besten noch eine dritte Person. Bei der Gendarmeria Nacional waren gleich drei Polizisten dort, welche nichts zu tun hatten. Sie erklärten uns, dass nur 40 Kilometer Naturstrasse sind. Sie erklärten uns auch, dass es beim Stausee einen Campingplatz hat und man dort Wasser auffüllen kann. Wir waren immer noch etwas kritisch aber entschieden uns doch, die Ruta 40 zu wagen. Auf jeden Fall nahmen wir das Wasser für zwei Tage mit, denn in Wasserknappheit wollten wir auf keinen Fall geraten. So fuhren wir los und waren gespannt, wie sich die Strasse wirklich präsentiert. Nach 40 Kilometern Asphalt folgten 80 Kilometer Naturstrasse, zum Teil in sehr schlechtem Zustand und einen Camping fanden wir auch nicht. Soviel zu den Ortskenntnissen der nationalen Polizei...
Die Landschaft war Pampa, jedoch wuchsen hier im Sand bereits einige Gräser. Ein Zeichen, dass wir uns ganz langsam einer grüneren Region nähern. Wir fuhren am Stausee Agua del Toro vorbei, hatten Aussicht auf den kleinen Vulkan Cerro el Diamante und immer wieder auf die frisch verschneite  Andenkette.
Das Wetter gestaltete sich sehr abwechslungsreich: von sonnig über wolkig und regnerisch hatten wir alles und auch den Wind konnten wir von allen Seiten erfahren. Uns ist also immer noch der Rückenwind am liebsten! Kam der Wind von vorne, wurde die Fahrt sehr kräftezehrend. Kam er stark von der Seite war es kräftemässig einfacher aber das Geradeausfahren wurde fast unmöglich. Wenn Böen kamen, wuden wir kräftig zur Seite Richtung Strassenmitte gestossen. Zum Glück hatte es nur wenig Verkehr, so konnten wir uns diese Ausreisser leisten.
In Malargüe machten wir zwei Tage Halt um uns auszuruhen und uns auf die Weiterfahrt vorzubereiten. Verschieden Reissverschlüsse funktionierten nicht mehr richtig, so wechselten wir ein paar Reissverschlussschlitten am Zelt und einen an der Regenjacke aus. Wir wuschen unsere Wäsche, cremten unsere Schuhe ein, informierten uns über den weiteren Weg und machten einen Grosseinkauf für die nächsten 4-5 Tage. Zur Auflockerung der Erledigungen genossen wir das Auswärtsessen, das Ausschlafen und das Treffen zur Glace mit einem anderen Radlerpaar, welchem wir immer wieder mal begegnen.

(bisher: 4'285 km)


 nach 20 km Fahrt durch die Vororte sind die ersten der berühmten
 Rebberge von Mendoza vor den frisch verschneiten Andengipfeln zu sehen

 der Wein aus der Region wird überall gut vermarktet

eine Vogelspinne besucht uns auf der einsamen Piste zum Agua del Toro

 der Vulkan Cerro el Diamante kommt in Sichtweite

 wir zelten im grösstenteils verlassenen Arbeiterdorf beim ...

... Stausee Agua del Toro

der Cerro el Diamante im Abendlicht

 die imposante Agua del Toro Staumauer

 die frisch verschneite Andenkette präsentiert sich hinter der Ruta 40

 einer der 1'660 Detektoren für kosmische Strahlung
 des Observatorio Pierre Auger Sur bei Malargüe

 die argentinische Erdölförderung ist auch in der Region vertreten

 die Ruta 40 wird richtig touristisch vermarktet

 der noble Berg- und Skiferienort Malargüe präsentiert sich
 mit aktueller Zeit und Datum

das Wahrzeichen von Malargüe, der Uhrturm
 mitten auf der Avenida General San Martin

unsere Einkäufe für die nächsten 4 bis 5 Tage,
für die Fahrt über den Paso Pehuenche nach Chile

Sonntag, 20. November 2016

Chilecito - Calingasta - Mendoza

Am Ortsausgang von Chilecito schauten wir uns bereits kurz nach Sonnenaufgang die Station der damals längsten Materialseilbahn der Welt an, welche von 1905 bis 1920 in Betrieb war. Auf einer Länge von 35 Kilometern überwand sie mit sieben Zwischenstationen 3'500 Höhenmeter und verband Chilecito mit dem Bergwerk Mina la Mejicana welches sich auf einer Höhe von 4'600 Metern befand.
Bis Talacasto fuhren wir weiterhin der Ruta 40 entlang. Von dort aus wählten wir die Strasse durch die Berge, welche uns via Calingasta, Barreal, Uspallata und den Pass beim Cruz de Paramillo nach Mendoza führte. Wir entschieden uns für diesen Umweg weil auf dieser Strecke die Landschaft abwechslungsreicher ist und wir so auf sehr verkehrsarmen Strassen Mendoza erreichen konnten.
Wir fuhren durch Schluchten mit farbigen Felsen, sahen den ersten Fluss mit richtig viel Wasser, wir konnten viele verschiedene Tiere beobachten und hatten wunderbare Aussichten auf die Andenkette mit ihren ganz hohen Bergen. Hier befindet sich auch der Aconcagua, welcher mit seinen 6'962 m.ü.M. der höchste Berg ausserhalb Asiens ist.
Die Temperaturen waren immer noch hoch, so dass wir jeden Morgen früh aufstanden um möglichst lange von den kühleren Morgenstunden zu profitieren.
Da es zum Teil auf längeren Strecken keine Dörfer gab, nahmen wir auf gewissen Abschnitten das Trinkwasser und auch das Essen für 2-3 Tage mit. Bei diesem heissen Wetter hiesst das unsere beiden 10l Wassersäcke zu füllen und nebst den je 3 Litern Wasser in den Flaschen mitzuführen. Ab und zu fragten uns vorbeifahrende Leute ob wir Wasser brauchen und einmal nahmen wir das Angebot liebend gerne an: Ein argentinischer Reisender überholte uns mit dem Deuxchevaux und hielt kurz darauf an. Als wir auf ihn zufuhren, schenkte er uns eine Flasche tiefgefrorenes Wasser. Was für eine wunderbare Abkühlung!
Ganz speziell war dann die Abfahrt nach Mendoza. Vom Pass beim Cruz de Paramillo, welcher sich auf einer Höhe von 2'950 Metern befindet, konnten wir bis Mendoza über 2'000 Höhenmeter runterfahren. Der erste Teil war eine ziemliche Rumpelnaturstrasse, welche auf unzähligen Haarnadelkurven nach unten führte. Entspannter wurde die Abfahrt dann als der Asphaltbelag begann und wir rasant Mendoza erreichten. Mendoza zählt mit der Agglomeration eine knappe Million Einwohner und ist somit eine der grössten Städte in Argentinien. Sie liegt mitten in der Trockensteppe. Die Umgebung der Stadt wird jedoch bewässert. Darum wachsen dort die Weintrauben und lassen Mendoza zum wichtigsten Weingebiet Argentiniens werden. Auch in der Stadt selber ist es sehr grün. Baumalleen zieren fast jede Strasse und unzählige Pärke begrünen die Stadt.
Während wir jetzt gerade den Blog schreiben, regnet es draussen. Für uns ist das ein ganz ungewohntes Ereignis, denn seit wir anfangs September Südamerika erreicht haben, regnet es heute zum aller ersten Mal! 

(bisher: 3'889 km)


die Talstation der 35km langen Bergwerksseilbahn Cablecarril bei Chilecito

farbige Berge in der Cuesta de Miranda

Kondore kreisen über der Cuesta de Miranda

farbige von Wind und Sand zerklüftete Felsen in der Cuesta de Huaco

bei San Jose de Jachal kommen die verschneiten Gipfel der Anden in Sichtweite

die schön grüne (bewässerte) Plaza in San Jose de Jachal

wir übernachten neben den Ruinen der ehemaligen Bahnstation Talacasto

der Rio San Juan, endlich mal ein Fluss der viel Wasser führt

die kleinen Pampahasen beschnuppern sich neben unserem Zelt

Berg- und Flusslandschaft am Rio San Juan

wilde Pferde am Rio San Juan

Bergpanorama des Andenhauptkamms bei Calingasta

farbige Gesteinsschichten an der Strasse nach Barreal

der höchste Berg Amerikas, der Aconcagua mit einer Höhe von 6'962 Metern

Guanakos, die wildlebende Art der Lamas

eine der vielen Gedenkstätte für die verdurstete "Difunta Correa",
 welcher die Argentinier haufenweise Wasserflaschen spenden

Passhöhe auf 2950 m.ü.M. beim Cruz de Paramillo

kurvenreiche Abfahrt zu den Termas Villavicencio

der Fuchs sagt uns guten Morgen im Naturpark Villavicencio

See im Parque General San Martin in Mendoza

Radwege in Mendoza

die Plaza Independencia mitten in Mendoza

Mittwoch, 9. November 2016

Cafayate - Chilecito

Von Cafayate aus nahmen wir die legendäre und für Velofahrer umstrittene Ruta 40 unter die Räder. Die einen finden die Strecke so langweilig, dass man besser den Bus nimmt und andere bezeichnen die Asphaltstrasse, die wärmeren Temperaturen und das gute Essen als Ferien. Unsere bisherige Erfahrung liegt irgendwo dazwischen...
Kurz nach Cafayate gab es bereits eine Ausgrabung zu besichtigen: Die Ruinen von Quilmes. Hier lebten ungefähr 5'000 Menschen des Quilmes Volkes in der Zeit zwischen 1'000 und 1'667 nach Christus. Sie leisteten sowohl gegen die Inkas als auch gegen die Spanier Widerstand. Letzteren unterlagen sie schlussendlich und die übriggebliebenen 2'000 Einwohner wurden von den Spaniern im Jahre 1'667 nach Buenos Aires deportiert.
Weiterhin ging es Richtung Süden. Wir genossen, dass wir auf der guten Asphaltstrasse ziemlich zügig vorankamen. Zunehmend wurden die Strassen immer gerader, einmal mussten wir 30 Kilometer fahren bis zur nächsten Kurve und dann folgten 25 weitere Kilometer bis zur nächsten Kurve. Die Landschaft bot auch nicht gerade viel Abwechslung. Über weite Strecken dominiert die Trockensteppe. Im Dunst konnten wir die hohen Berge der Anden erahnen aber erst als wir in der Nähe von Chilecito die hohen Schneeberge sahen, waren wir beeindruckt - hier gibt es immer noch 6'000er Berge!
Da die Strecke immer wieder mal eintönig war, konzentrierten wir uns auf andere Dinge die uns gefielen oder Spass machten. So zum Beispiel entdeckten wir nebst vielen Raubvögeln auch Füchse und einen grossen Pampahasen. Er war jedoch schnell wieder weggehüpft, so dass wir ihn nicht fotografieren konnten. Ein witziges Tier: er gehört zur Familie der Meerschweinchen, der Kopf sieht aus wie bei einem Hasen und er hüpft auf gestreckten Beinen davon wie ein Reh. Die üppig grüne Vegetation mit ihren farbigen Blüten in den bewässerten Ortschaften gefällt uns auch sehr gut ebenso das Siesta machen am Nachmittag. Seit einigen Tagen haben wir das Velofahren in die Morgenstunden verlegt. Am Nachmittag ist es uns bei 30-35 Grad einfach zu heiss dafür. Das abwechslungsreiche und sehr leckere Essen geniessen wir vor allem an unseren Pausetagen aber die Glace gehört zum täglichen Programm.

(bisher: 3'132 km)


 die Ruinen von Quilmes

 erstaunlich, was alles noch auf argentinischen Strassen steht und fährt

 auf der Ruta 40 sind viele (ausgetrocknete) Furten zu durchqueren ...

... sie führt durch Sanddünen ...

 ... durch die Quebrada de Belen ...

... wo wir auf der Plaza im Schatten der Palmen eine Helada genossen 

 der schöne Camping el Molino bei Londres

die erste Kurve nach 30 km ...

... und nach weiteren 25 km folgt gleich die nächste ...

 auf der Ruta 40 in Argentinien wären es nur noch 3999 km bis Ushuaia,
doch wir haben noch ein paar Abstecher nach Chile vor

 das Bild in der Unterkunft in Pituil kommt uns irgendwie bekannt vor ;-)

 der Mirador del Portezuelo mit dem Cristo de Portezuelo in Chilecito ...

... und der Blick auf die schneebedeckten 6000er der Sierra del Famatia

die Agaven und ...

... die Kakteen blühen im Park